Wie sieht deine Tätigkeit bei der Stiftung Terra Vecchia aus?
Als Betriebsleiter der Sozialtherapie Saurenhorn bin ich verantwortlich für die operative Leitung und Weiterentwicklung des Betriebs. Dazu gehören unter anderem die finanzielle und personelle Verantwortung sowie auch die Verantwortung für den zielorientierten Therapieverlauf unserer Klienten, die ausschliesslich männlich sind. Nebst dem Tagteam sorgt ein ANW-Team (Abend-, Nacht- und Wochenenddienste) für die lückenlose Betreuung der Klienten. Wir ermöglichen Einsätze für unsere Klienten und Mitarbeitenden in der Küche, der Hauswirtschaft, der Holz- und Metallwerkstatt sowie im Garten und Umgebung. Dabei bieten wir vermehrt alternative Angebote an, wie aktuell zum Beispiel das Pilzesammeln. Diese Tätigkeiten und Projekte strukturieren den Alltag unserer Klienten und bieten vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten.
Was motivierte dich, im Arbeitskreis «zu mehr Agilität und Selbstorganisation» mitzuwirken?
Die Vision der Terra Vecchia Geschäftsleitung, Agilität und Selbstorganisation zu fördern, hat mich von Anfang an angesprochen. Da ich in eine Leitungsposition hineinwachsen wollte, war es mir wichtig, bei überbetrieblichen Projekten mitzuwirken und neue Arbeitsmodelle mitzugestalten. Ich bin seit seiner Gründung Anfang 2023 im Arbeitskreis mit dabei. Es ist interessant herauszufinden, was Terra Vecchia benötigt, um diese Vision erfolgreich umzusetzen. Parallel dazu haben wir Pilotprojekte mit den Themen «Gratifikation» und «Mitarbeitendengespräche» gestartet.
Wie ist euer Arbeitskreis organisiert?
Zu Beginn trafen wir uns regelmässig mit Unterstützung von externen Fachpersonen, um den Weg zu mehr Agilität und Selbstverantwortung zu entwickeln. Unser Arbeitskreis trifft sich weiterhin regelmässig und treibt den Prozess professionell voran. Arbeitskreise ermöglichen den Mitarbeitenden mehr Teilhabe, bringen aber auch die Verantwortung mit sich, eine geeignete Form der Zusammenarbeit und Projektentwicklung zu finden. Das braucht Zeit und Geduld, man stösst immer mal wieder an Grenzen. Eigentlich stecken wir noch mittendrin (lacht).
Wie erlebst du die Zusammenarbeit in der Gruppe?
Wir haben uns zunehmend von abstrakten Rollen hin zu konkreten Fragen und Möglichkeiten bewegt, wie Terra Vecchia sich rund um Agilität und Selbstorganisation aufstellen kann. Unsere Zusammenarbeit ist spannend und herausfordernd. Manchmal haben wir uns festgefahren, aber dann gemeinsam einen neuen Ansatz gefunden. Das ist lehrreich und genau diese Herausforderungen machen die Mitarbeit in einem überbetrieblichen Arbeitskreis so wertvoll.
Wo siehst du die Chancen dieses neuen Modells?
Dass Mitarbeitende selbst Verantwortung übernehmen und Entwicklungen mitgestalten können, hat positive Auswirkungen auf die Motivation. Und die verschiedenen Perspektiven bereichern den Prozess. Was mir auffällt: Wenn die Kommunikationswege kurz und die Mitarbeitenden engagiert sind, entstehen gemeinsam schlanke und effiziente Strukturen, die gut funktionieren können.
Worauf muss in der Zukunft geachtet werden?
Diese neuen agilen und selbstorganisierten Arbeitsformen müssen sich mit der Kultur der Stiftung weiterentwickeln. Ich bin überzeugt, dass einige Mitarbeitende mit dem neuen Modell eher Schwierigkeiten haben und sich in bestimmten Situationen weiterhin eine klarere Hierarchie wünschen. Daher ist es wichtig, den Nutzen und die Vorteile dieser Modelle klar zu vermitteln.
Ein solcher Veränderungsprozess benötigt Zeit und Geduld, besonders bei heiklen Themen wie der Lohnstruktur. Mein Fazit ist drum: organisatorische und strukturelle Veränderungen müssen sorgfältig durchdacht und zum geeigneten Zeitpunkt transparent kommuniziert werden. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, wachsam und selbstreflektiert unterwegs zu sein, um frühzeitig reagieren zu können, falls Entwicklungen in eine unerwünschte Richtung gehen.